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Mittwoch, 5. November 2014

Steilshooper Vortragstage 2014 – Abschlussbericht
Als die Kultur-AG Steilshoop im Frühjahr 2014 begann, die Steilshooper Vortagstage zu planen, standen drei Ziele im Mittelpunkt:
  • Stärkung des Steilshooper Selbstbewusstseins,
  • Stärkung der theoretischen Position in den aktuellen stadtentwicklungspolitischen Auseinandersetzungen,
  • Erzeugung einer positiven Außenwirkung.
Alle Ziele wurden erreicht, wobei beim dritten Punkt gewisse Einschränkungen von Nöten sind (s.u.).

Weil die ersten informellen Gespräche erst im Mai in der Kultur AG geführt worden sind, wobei es um eine allgemeine Verständigung um die Inhalte, die Form und die Ziele der Veranstaltung ging, konnte mit den eigentlichen vorbereitenden Arbeiten erst im Juni begonnen werden. Da eine Nähe zum „Internationalen Stadtteilfest“ wünschenswert erschien, kam nur eine Terminreihe Anfang September in Frage. Wegen der bevorstehenden Sommerferien bedeutete das für die Aktiven eine Vorbereitung der Veranstaltung unter enormen Zeitdruck.
Die notwendigen Arbeiten gliederten sich in vier Punkte:
  • Gewinnung von Referenten,
  • Sicherstellung der Finanzierung,
  • Beschaffung geeigneter Räumlichkeiten,
  • Werbung.

Recht unproblematisch war der Abschluss der ersten Aufgabe. Sämtliche Referenten waren angetan von unserem Vorhaben und es brauchte keine größere Überzeugungsarbeit geleistet werden, um sie für unsere Veranstaltung zu gewinnen. Wegen der Sommerferien war es für zwei Veranstaltungen etwas schwierig, rechtzeitig die Ankündigungstexte zu bekommen.

Größere Schwierigkeiten hätten wir bei der Finanzierung erwartet. Zu unserer großen Freude aber haben sowohl der Finanzbeirat und der Stadtteilbeirat Steilshoop, welche die Gelder aus dem Verfügungsfonds verwalten, als auch der Fonds Steilshoop Mitte mit seinen Geldern aus dem HID und die BGFG, hier mit Hilfe unseres Kooperationspartners AGDAZ e.V., unser Vorhaben als förderungswürdig erkannt und die von uns beantragten Summen genehmigt. Wir wurden so in den Stand versetzt, mit einem Betrag von insgesamt 2.700 € eine recht ansprechende Veranstaltung zu organisieren.

Bei der Beschaffung von Räumlichkeiten sind wir für die große Unterstützung unseres Kooperationspartners „Schule am See“ außerordentlich dankbar. Zwar hatten wir zunächst den „grünen Hörsaal“ im Bildungszentrum für alle Veranstaltungen vorgesehen, aber eine intensivere Besichtigung ließ erkennen, dass dessen Bestuhlung in einem nicht sehr guten Zustand war, so dass wir von seiner Nutzung Abstand nehmen mussten.
Der uns unentgeltlich zur Verfügung gestellte „große Hörsaal“ hatte den Vorteil, dass sämtliche technischen Einrichtungen vorhanden waren, so dass auch die musikalischen Veranstaltungen recht problemlos durchgeführt werden konnten. Der Nachteil war natürlich, dass er bei einigen Veranstaltungen doch relativ leer wirkte – ein Problem, das wir bei dem „grünen Hörsaal“ mit seinen 70 Plätzen nicht gehabt hätten.

Die Werbung für die Reihe lief über mehrere Wege:
  • Flyer mit dem vollständigen Veranstaltungsprogramm,
  • Plakate im Stadtteil und ein großes Transparent am Veranstaltungsort,
  • Web-Seite,
  • Pressearbeit.
Während Flyer, Web-Seite und Plakate großen Anklang gefunden haben, war die Resonanz in der Presse für uns eine große Enttäuschung. Die Kultur-AG hatte für den 28. August mit einer Pressemitteilung, welche den bedeutsamsten Medien in Hamburg zugegangen ist, zu einer Pressekonferenz geladen. Es ist kein einziger Vertreter von Hamburger Zeitungen erschienen. Nur das „Bramfelder Wochenblatt“ hat in seiner Ausgabe vom 27. August auf der Basis eines Gesprächs mit Martin Kersting auf die Veranstaltung hingewiesen. „Unser Steilshoop“, das Organ des Stadtteilbüros, druckte die Pressemitteilung in verkürzter Form, allerdings lag der Erscheinungstermin am Ende der Veranstaltung, so dass von der Mitteilung kein werbender Effekt ausging.
Gemeinsam mit den Plakaten für das „Internationale Stadtteilfest“ ist die Vorderseite des Flyers zum Teil von den Vermietungsgesellschaften an jedem Hauseingang in Steilshoop ausgehängt worden, so dass davon auszugehen ist, dass nahezu alle Bewohner des Stadtteils informiert worden sind.


Auftakt der Reihe bildete der Vortrag „G.C.Lichtenberg privat“ von Egmond Tenten am 6. September. Mit graphisch umgesetzten Beispielen aus den berühmten Sudelbüchern des großen Aphoristen der Aufklärung wurde ein unterhaltsamer und lehrreicher Einstieg in die Reihe gegeben.
Nach einer kurzen Pause und einem kleinen Imbiss, hergestellt durch die Mitarbeiterinnen des Cafés der Alraune gGmbH, trat der bekannte Liedermacher Sascha Koratkewitsch mit eigenen musikalischen und kabarettistischen Beiträgen auf. Beide Veranstaltungsteile des Abends ergänzten sich hervorragend, weil es jeweils um das prägnante Wort ging – im 18. und im 21. Jahrhundert.

Erwartungsgemäß die am besten besuchte Veranstaltung war der Vortrag von Oberbaudirektor Professor Jörn Walter "Steilshoop in der "grünen, gerechten, wachsenden Stadt"" am 9. September. Nachdem Professor Walter die Prinzipien der Hamburger Baupolitik für die nächsten Jahre dargelegt hat und vor allem den besonderen städtebaulichen Charakter Steilshoops dargestellt hat, entspann sich eine intensive und fruchtbare Diskussion, in der die hiesigen Projekte eine zentrale Rolle spielte.

Historischen Charakter hatte der Beitrag von Dr. Sylvia Necker vom Institut für Zeitgeschichte in München am 11. September. Unter dem Titel „Utopien in Betonburgen“ ging es um die Vorstellungen der Planer und die Realität sowohl in Großsiedlungen, die in den sechziger und siebziger Jahren unter sozialistischen Bedingungen in der DDR gebaut worden sind, als auch in denen, die in der alten Bundesrepublik in Marktwirtschaft und Kapitalismus entstanden sind. Obwohl es frappierende Ähnlichkeiten in dem Bauschaffen beider Systeme gab, fanden doch die unterschiedlichen Gesellschaftsmodelle ihren Ausdruck in den Großwohnanlagen beider deutschen Staaten. Etwas bedauerlich war der geringe Besuch der Veranstaltung.

Nach Egmond Tentens Beitrag am 6. September folgte am 13. mit Dr. Martin Kerstings Vortrag über „Bibliophilie und Bibliomanie“ die zweite Veranstaltung mit ausschließlich kulturhistorischer Thematik.
Auch dieser Abend wurde durch eine Musikveranstaltung abgerundet: Das Jugendorchester des Musikkorps Freiwilligen Feuerwehr Bramfeld spielte mit rund 20 Mitwirkenden ein unterhaltsames Programm von Mozart bis Pop. Wieder gab es einen kleinen Imbiss, zubereitet von den Mitarbeiterinnen des Cafés.

Die Rahmenplanung Steilshoop-Nord wurde am 16. September einer kritischen Analyse durch Prof. Dr. Michael Koch unterzogen. Er setzte sich u.a. auch mit der Hoffnung auseinander, soziale oder kulturelle Probleme durch Planung und Bauen zu lösen und verdeutlichte an französischen Beispielen, die Unerfüllbarkeit einer solchen Hoffnung. Auch dieser Veranstaltung folgte eine angeregte und fruchtbare Diskussion.

Der letzte Beitrag der Steilshooper Vortragstage wurde durch den Schweriner Architekten Rolf Spille gehalten, der im Dauerwohnrecht für die Lauben in den Schrebergärten eine Möglichkeit sieht, der Armut im Alter und der obwaltenden Wohnungsnot zu begegnen.

Sämtliche Veranstaltungen wären nicht durchführbar gewesen ohne die Unterstützung des Hauses der Jugend in Steilshoop. Die Betreuung der Technik im großen Hörsaal wurde durch Mitarbeiter und Honorarkräfte dieser Einrichtung geleistet. 

Fazit:
Uns wurde von allen Besuchern bestätigt, dass es sich um eine rundweg gelungene Veranstaltungsreihe gehandelt hat.
Wir selbst sind der Überzeugung, dass wir zwei der drei eingangs genannten Ziele verwirklichen konnten. Die Referentinnen und Referenten konnten verdeutlichen, von welcher phänomenalen städtebaulicher Bedeutung Steilshoop ist, dass es sich lohnt für den Erhalt und die Verbesserung der hiesigen Strukturen zu kämpfen. Deutlich wurden die zum Teil divergierenden Planungsziele aufgearbeitet, so dass sicher die Qualität der Diskussion im Stadtteil selbst auch ein deutlich höheres Niveau gewinnen wird.
Nicht glücklich waren wir mit der Wahrnehmung dieser Veranstaltung außerhalb von Steilshoop. So sind wir mit Ausnahme der beiden erwähnten Artikel in der Hamburger Presse nicht vorgekommen. 
Traurig gestimmt hat uns auch die geringe Resonanz bei berufsmäßig oder politisch mit Steilshoop Befassten. Hier liegt sicher ein Problem vor, dass noch mittelfristig für ernsthafte Verstimmung sorgen wird. 
Für die Arbeitsgemeinschaft Kultur Steilshoop
Martin Kersting und Egmond Tenten

Dienstag, 23. September 2014

Aus 24 Quadratmetern 50 für die Zukunft gestalten 
Am 18. September sprach der Architekt Rolf Spille über „das Rentenergänzungshaus - die Gartenlaube als Alterssitz“ und löste somit den Widerspruch auf, den sein Untertitel „Eigentum contra Armut“ verhieß.
Nach einer soliden statistisch unterfütterten Einleitung zum Thema demographischer Wandel und Armutsentwicklung setzte Spille zum neuen Denken an: der erwartbaren Armutsentwicklung besonders gerade auch im Alter sei jetzt durch gezieltes Entgegenwirken u. a. auch architektonisch und stadtplanerisch bei zu kommen. 
Seine Zielgruppe: junge Menschen die absehbar wenig Einkommen beziehen und einer dauerhaften Alimentierung entgegen sehen müssten und denen es nicht gelänge Rücklagen für das Alter anzulegen. Sein Planungszeitraum: die nächsten 20 Jahre.
Das Projekt: auf Grundstücken im Parzellenzuschnitt (ca. 250 qm) aus einer 24 qm großen Standartlaube in den nächsten 20 Jahren ein ca. 50 qm großes Wohnhaus zu errichten. Durch günstigen Pachtzins und Eigenarbeit, der von ihm so genannten Muskelhypothek, ein soliden kleinen Alterssitz herzurichten, der gewährleistet in der Zeit ab der Rente keine Mietbeiträge mehr leisten zu müssen, wenn man von der bisherigen Wohnung in die jetzt ausgebaute Laube ziehen würde. So würde in bescheidener Größe, aber mit der Möglichkeit der teilweisen Selbstversorgung aktiv und gestaltend für das Alter in sonst absehbarer Armut vorgesorgt. Die Verwaltung dieser Wohnform geschähe durch einen Dauerfonds für Soziales in den man bis zur Rente einen niedrigen Beitrag einzahlt. Bedacht wurde dabei, dass die grünen Kleinsthäuser langfristig auch als städtischer Naherholungsraum fungieren und ökologische Ausgleichsbilanzen für städtische Versiegelung schaffen. Natürlich seien dabei die aus der Zeit um 1870 stammenden Kleingärtenregeln auf den Prüfstand zu stellen. Nötig sei es Wasser, Strom, Kanalisation, Feuerwehrzufahrt und Erschließung neu zu regeln. Er führte dabei Beispiele u. a. aus Dänemark an, wo es möglich sei eine Gartenlaube nach einer gewissen Anzahl von Jahren dauerhaft zu bewohnen. Deutlich bezog der vorausschauende Baufachmann Stellung, sein Modell beziehe sich nicht auf Leute, die sich ein Eigenheim leisten könnten, sondern auf diejenigen, die sich das – trotz Arbeit – nicht leisten könnten. Spille betonte, dass sozialreformerische Ideen durch fortschrittliche und visionäre Architektur befördert würden. Der Mann weiß wovon er spricht, baute er doch in den 1970er Jahren Europas größtes Wohnmodel im damals noch im Bau befindlichen Steilshoop. 
In der sich anschließenden Diskussion zeigte sich, dass eine zukunftsweisende Neuerung nur schwer in bestehendes Denken Eingang findet.

Montag, 22. September 2014
 
„Stadt ist nicht mehr ein Zustand, sondern ein Prozeß“
 
...war eine der Kernthesen des Vortrags von Prof. Dr. Michael Koch von der Hafencity Universität. Der Hochschullehrer zeigte in seinem mit Spannung erwarteten Vortrag auf, dass Großsiedlungen im Allgemeinen und im Besonderen mit einerseits ähnlichen Sichtweisen konfrontiert werden, tatsächlich aber nur aus lokalen Gegebenheiten verstanden werden können. So werden Großsiedlungen z.B. häufig in den Medien schlecht abgehandelt und als Ursache für die sozialen Verwerfungen wird die (Hochhaus-) Architektur genannt. Tatsächlich ist aber nicht das was gebaut wurde, sondern das was NICHT gebaut wurde, häufig das Problem. Für Steilshoop z.B. ganz konkret die geplante, aber nie realisierte U-Bahn, oder der Mangel an Experimentierfeldern wie sie bei Umnutzungen im Form von Hinterhöfen, Schuppen, Brachen auftreten. Auch das ungeliebte Einkaufszentrum („die problematische Liegenschaft“) war seinerzeit als kleinteiliger Marktplatz geplant. Als weiteres Defizit wurden die fehlenden Arbeitsplätze im Stadtteil konstatiert. Soziale Isolation entsteht nicht, weil Menschen in Hochhäusern wohnen, sondern weil es ihnen dort an Begegnungsstätten mangelt.
Doch warnte Koch auch davor, soziale Probleme durch Gebäudeneubauten bewältigt zu glauben, da sich diese schnell als Geste entlarven könnten, wie er mit Beispielen aus Sarkozys Frankreich belegte. Abriß und Neubau hätten möglicherweise keine substanzielle Veränderung zur Folge, wenn man nur auf ein neues Gebäude setzt, statt den Prozeß von Planung und Realisierung „gemeinschaftlich“ anzugehen. Er verwies dabei auf die Schöpfergeste des genialen, aber einsamen Planers, die sich mittlerweile überlebt hätte und von kollegialen Planungsteams abgelöst wäre. Aber eine vermehrte Erfolgsaussicht könne erst dann bestehen, wenn auch engagierte betroffene Laien involviert würden. Dabei mahnte er an, dass nicht nur Mitbestimmung, sondern auch verbindliche Verantwortungsübernahme zu erwarten sein muß.
In der Diskussion war es spannend zu sehen, dass der Altersdurchschnitt deutlich gesunken war, denn auch Kochs Studenten waren im Hörsaal zugegen, da der Dozent das Thema Großwohnsiedlungen in Form von Stadtrundgängen in Steilshoop schon konkret in den Lehrplan aufgenommen hat!

Mittwoch, 17. September 2014

Das Buch als Gegenstand von Lust und Leidenschaft 
Das schöne Buch ist eine aussterbende Gattung. So zumindest das traurige Resümee des Vortrages von Dr. Martin Kersting. Drucker, Setzer, Schriftgießer oder Stempelschneider findet man mittlerweile ebenso oft wie Hufschmiede oder Stellmacher. Damit ist eine große Kunstform an ihr Ende gelangt. 

Dr. Kersting hat in seinem Ritt durch 600 Jahre Buchgeschichte die großen Bibliophilen der Vergangenheit wie den ungarischen König Matthias Corvinus oder Kaiser Maximilian I. vorgestellt; er hat die Leistungen der Künstler und Handwerker wie Albrecht Dürer, Johann Schönsperger oder Walter Tiemann gewürdigt, aber auch einen Blick auf die dunkle Seite des Sammelns geworfen. Mit Johannes Trithemius, dem berühmten Sponheimer Abt, ist die Entwicklung eines Bibliophilen zum Bibliomanen aufgezeigt worden. Dennoch stellte er fest, dass in Zeiten einer untergehenden Buchkultur der Bibliophile notwendiger denn je ist, auch wenn seine Leidenschaft gelegentlich in Bibliomanie entartet. Durch ihn wird das Gedächtnis an jahrtausendealte Kunstformen bewahrt.

Mit Trommeln und Trompeten
betraten am Samstag die jungen Musiker des Musikcorps der Freiwilligen Feuerwehr Bramfeld die Bühne des großen Theatersaals. Und sie füllten sie aus, nicht nur zahlenmäßig, sondern auch musikalisch.
Unter der Leitung von Lydia Hägewald verwandelteten sich allseits bekannte Stücke in neue Rhythmen und Klangerlebnisse. Große Disziplin, Liebe zur Musik und Freude am gemeinsamen Spiel bescherten den Zuhörern einen Ohrenschmaus der besonderen Art. Wehmut bleibt bei dem Gedanken zurück, dass dies die letzte Gruppen gewesen sein könnte, die diese schöne Bühne bespielt hat. Das begeisterte Publikum bedankte sich mit tosendem Applaus.

Samstag, 13. September 2014

Von der Utopie furios in die Krise
Die Historikerin Dr. Sylvia Necker verglich in ihrem Vortrag zwei Großwohnsiedlungen kapitalistischen und sozialistischen Ursprungs. Trotz des Systemunterschieds wies sie mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede nach. Das Thema regte die Bewohner zu Rückschauen an, in denen berichtet wurde, wie sie das frühe Steilshoop erlebten. Ein ausführlicher Bericht folgt.




Donnertag, 11. September 2014

Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter behält Steilshoop auch weiterhin im Blick
Mit großer Spannung wurde dem Vortrag des Oberbaudirektors entgegen gesehen. Rund zwei Stunden nahm sich unser Gast Zeit, um die Perspektiven der anstehenden Veränderungen ausführlich zu erläutern. 
Nach einer Einführung zur "grünen, gerechten, wachsenden Stadt" unter besonderer Berücksichtigung der Struktur von Großwohnsiedlungen ließ er die Katze aus dem Sack: Das Alleinstellungsmerkmal Steilshoops sei, so führte er aus, die Anlehnung an den Grundriss Brazilias, ein stilisiertes Flugzeug. Alle weiteren Eingriffe in die Raumstruktur müssten Achsensymetrie und Gleichgewicht der beiden "Tragfächen" erhalten. 
Weitere Themen waren der Campus, das Einkaufszentrum, die Busbeschleunigung, die U-Bahn, die Parkpaletten und die Fassadengestaltung. Zu allen Themen äußerte er sich eloquent und anschaulich und beantwortete in der sich anschließenden Diskussion alle Fragen ausführlich, was ihm in den Wortbeiträgen gedankt wurde. Für einen geordneten Ablauf in der temperamentvollen Diskussion sorgte der ehemalige Schulleiter Dieter Maibaum.

Sonntag, 7. September 2014

ENDLICH! Am Samstag den 6.September wurden die ersten Steilshooper Vortragstage feierlich eröffnet.

Zu Erfrischungen und Häppchen wußte man am heißesten Tag des Septembers die Kühle des großen eleganten Theatersaals zu schätzen, den viele Besucher das erste Mal betraten.
Den Abend eröffnete die charmante französiche Wahl-Hamburgerin Sonia Jacobée, die die Gäste begrüßte und den Fortgang des Abends erläuterte.
 
Den Auftakt machte der Filmemacher Egmond Tenten, der Aphorismen aus den Sudelbüchern des Philosophen Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) vortrug und mittels einer Projektion grafisch anschaulich „ins Bild setzte“. Durch originelle  Typografie und Farbsymbolik wurden Sinnsprüche so zu Bildern und Bilder zu Offenbarungen von bisweilen auch boshaften (wenngleich dadurch nicht falschen) Lebensweisheiten. Das Publikum ging mit und reagierte mit Schmunzeln und Lachen und sicher werden manche den literarisch-grafischen Hinweis nutzen, um mit dem Aufklärer Lichtenberg den Kontakt zu vertiefen.
Nach einer Pause wurde die Bühne Ort der musikalischen Darbietung. Der Dichter und Geschichtenerzähler Sascha Koratkewitsch trug  Lieder zur Gitarre und Gedichte unter dem Motto „Ein Wort ist alles, was ich habe“ vor.
In der Tradition der Barden sang und las er deutsche und russische Verse, deren sanfte Melancholie er durch gekonnt launige Zwischenmoderation zu brechen wußte. Die Spannung im Publikum steigerte sich, als der schüchtern wirkende Poet sich als Gast beim energischen Literaturkritiker Reich-Ranicki persiflierte, der in gewohnt unbarmberziger Art den „Dichterjüngling“ zu entmutigen wußte.
Sascha debütierte hier in einer Doppelrolle und bewies nicht nur „Zungenfertigkeit“, sondern auch gekonntes Timing, denn den Abschluß machte der Bühnenperformer mit einer ausgefeilten Mundharmonikanummer “Reise mit der sibirischen Eisenbahn“ die die  Besucher in rhythmische Welten entführte. Das Publikum dankte ihm dies mit enthusiastischem Beifall.
Der Abend klang wohlig in Gesprächsrunden aus, in denen sich mancher Besucher über die gut versteckten Talente in Steilshoop zu verwundern wußte.

Samstag, 23. August 2014

Es spielt wieder ...

Zu unserer Freude hat das Jugendorchester des Musikkorps der Freiwilligen Feuerwehr Bramfeld ihr tatkräftiges Mittun zugesagt. Was uns daran besonders entzückt, ist dass zur Grundsteinlegung der Großsiedlung am 14. Juli 1969 schon deren Vorgängerorchester ihre Blasmusiker nach Steilshoop entsendete. Wir knüpfen damit an eine Tradition an und setzen auch weiterhin auf gute Nachbarschaft!

Freitag, 25.Juli 2014

Pressemitteilung: Blick zurück nach vorn

Das Bildungszentrum am Steilshooper Gropiusring soll im Spätsommer 2015 abgerissen werden. Doch zuvor wird die Arbeitsgemeinschaft Kultur gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern Schule am See, Haus der Jugend und AGDAZ den Zukunftsthemen des Stadtteils hier eine Bühne geben. Vom 6. bis 18. September 2014 finden die Steilshooper Vortragstage statt.
Anlass sind die von der Stadt geplanten Bauvorhaben, wie zum Beispiel: Umgestaltung der Mittelachse, Rahmenplanung Steilshoop Nord mit projektiertem Wohnungsneubau, Abriss des Bildungszentrums und Neubau einer Schule und eines Quartierszentrums, Sanierung zahlreicher Wohnblöcke, Busbeschleunigung.
All diese Maßnahmen werden die Struktur des Quartiers tief berühren, deshalb erscheint es den Organisatoren wichtig, sich auch theoretisch und unter übergeordneten Aspekten mit den Planungen zu beschäftigen und sie zu diskutieren.
Dazu wurde eine Schar illustrer Referenten eingeladen.
So wird sich Oberbaudirektor Professor Jörn Walter zu den städtebaulichen Gesichtspunkten äußern und Professor Michael Koch von der HafenCity Universität zur Rahmenplanung Steilshoop-Nord Stellung nehmen. Einen interessanten Vergleich stellt die Historikerin Dr. Sylvia Necker vom Institut für Zeitgeschichte in München an, welche die Hoffnungen, die mit der Errichtung von Steilshoop verbunden waren, zu denen in Halle-Neustadt in der vormaligen DDR in eine Beziehung setzt.
Der Schweriner Architekt Rolf Spille spricht über das „Rentenergänzungshaus“, das er in der dauerbewohnten Kleingartenlaube sieht. Mit seinen Bewohner entwickelte Spille in den 70er Jahren das Wohnmodell Steilshoop. Seinerzeit Europas größte Wohngemeinschaft.
Der Stadtteil wird aber auch kulturelle Akzente setzen. Von der Arbeitsgemeinschaft Kultur wird Egmond Tenten den privaten Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) vorstellen, Dr. Martin Kersting spricht über Bibliophilie und Bibliomanie in der Weltgeschichte.
Abgerundet wird das Programm durch Musikbeiträge von Sascha Koratkewitsch, der mit eigenen Kompositionen und Texten aufwartet und einem Auftritt des Jugendorchester des Musikkorps der Freiwilligen Feuerwehr Bramfeld. Vorgesehen ist noch eine Filmvorführung mit historischen Aufnahmen aus Steilshoop.